Wasserstoff ist ein echtes Multitalent für die Energiewende. Was ihn so besonders macht, ist seine vielfältige Anwendbarkeit. In Raffinerien wird Wasserstoff bereits heute verwendet, um Benzin und Diesel zu entschwefeln und damit umweltfreundlicher zu machen. Künftig soll er Strom aus erneuerbaren Energien in Bereiche bringen, in denen eine direkte Stromanwendung nicht möglich ist – etwa den Schwerlast- und Schiffsverkehr. Auch bei der Metallveredelung kann er eine wichtige Rolle spielen.
In allen diesen Bereichen trägt Wasserstoff aus erneuerbaren Energien dazu bei, Treibhausgasemissionen zu verringern. Damit ist er wesentlich für die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens. Nicht zuletzt bietet der Markthochlauf für Wasserstoff enormes Potential für Wirtschaft und Beschäftigung in Deutschland.
Wie wird Wasserstoff gewonnen?
Um Wasserstoff zu gewinnen müssen die chemischen Bestandteile von Wasser in seine Bestandteile Wasser und Sauerstoff getrennt werden. Ein Verfahren hierzu ist die Elektrolyse. Bei der Elektrolyse wird Wasser mit einer Flüssigkeit angereichert und dann mit Hilfe von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt.
Dieses Verfahren ist bereits gängige Praxis und wird weiterentwickelt. Auch an der Hochschule in Gelsenkirchen beschäftigt man sich mit Verfahren zur Elektrolyse und hat eine ganze Reihe von Forschungsvorhaben in den letzten Jahren angestoßen.
Das Problem bei der Elektrolyse bleibt aber der hohe Einsatz von Energie, der notwendig ist, um die Spaltung der Elemente zu erzeugen. Das macht Wasserstoff nicht nur sehr teuer, weil viel Energie weiterhin nicht klimaneutral erzeugt wird, ist auch die CO²-Bilanz von Wasserstoff relativ schlecht. Zumindest, wenn er mit konventioneller Energie erzeugt wird.
Grüner und Grauer Wasserstoff – was soll das sein?
Von grauem Wasserstoff spricht man, wenn er mit konventionellen Energieträgern erzeugt worden ist. Beispielsweise mit Kohlestrom. Vom grünen Wasserstoff spricht man, wenn er mit erneuerbaren Energien erzeugt worden ist. Beispielsweise mit Windenergie.
Bereits heute ist Wasserstoff in der Industrie weit verbreitet. Zukünftig soll er aber verstärkt fossile Energieträger wie Benzin ersetzen. Zudem kann Wasserstoff im Verkehr eingesetzt werden und Züge, Busse und Autos antreiben. Die Einsatzmöglichkeiten sind groß und solange er als grüner Wasserstoff produziert wird, sind sie auch CO²-Neutral.
Das Ruhrgebiet als Wasserstoffzentrum
Bereits heute wird in der Industrie im Ruhrgebiet Wasserstoff eingesetzt. Es gibt Pipelines im gesamten Ruhrgebiet und ein Netzwerk aus Städten, Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Mit dem Ausstieg aus der Steinkohleverstromung bietet sich jetzt auch die Möglichkeit, das Thema Wasserstoff im Ruhrgebiet zusätzlich zu fördern. In Gelsenkirchen wird auch das Kraftwerk Scholven vom Netz gehen. Die Infrastruktur für die Energiewirtschaft und die vielen hochqualifizierten Fachleute bleiben. Beides brauchen wir auch, um die Wasserstoffwirtschaft weiter auszubauen.
Damit der Wasserstoff sein Potential für Klima und Wirtschaft entfalten kann, muss Wasserstoff gezielt gefördert werden. Die Bundesregierung hat deshalb im Juni 2020 die „Nationale Wasserstoffstrategie“ vorgelegt. Sie schreibt einen verlässlichen Pfad für den Aufbau von Elektrolysekapazitäten fest. Damit liefert sie den Startschuss für den Aufbau einer nachhaltigen und erfolgreichen Wasserstoffwirtschaft.
Als Abgeordneter im Ausschuss für Wirtschaft und Energie unterstütze ich die zügige Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie. Dazu tausche ich mich mit den Energiepolitikern meiner Fraktion, aber auch mit regionalen Akteuren und Initiativen aus. Denn für den Markthochlauf für Wasserstoff brauchen wir neben politischer Expertise vor allem Erfindergeist vor Ort. Ich bin mir sicher: Gemeinsam gelingt uns die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft.